Zum fertigen TV-Spot-Konzept in 15 Minuten

Heute starte ich mit meiner Werbeakademie. Im Gegensatz zu anderen Angeboten liegt der Schwerpunkt auf strikt ergebnisorientiertem Pragmatismus. Schnelle Resultate statt endlosem Rumgehirne heißt hier das Motto.

Nie mehr Angst vor dem leeren Blatt.

Nie mehr Angst vor dem leeren Blatt. http://startupstockphotos.com/

Los geht es mit Lektion 1: Die rhetorische Frage

Vorgehensweise:

1.) Briefing flüchtig durchlesen. Wichtig sind nur zwei Punkte: Produktvorteil und Zielgruppe.

2.) Umsetzung/Konzept: Schauspieler der haargenau die Zielgruppe verkörpert, stellt eine Frage: „Gibt es bei Marke XY eigentlich den Vorteil Z?“

Überraschende Antwort: „Ja, natürlich!“. Merke: Rhetorische Frage = Frage, auf die es nur eine Antwort gibt.

Ein TV-Spot ist mit diesem Grundgerüst schnell geschrieben. Das Konzept lässt sich aber beliebig adaptieren, z.B. für Printanzeigen: Die Headline stellt die Frage, die Copy gibt die Antwort.

Die rhetorische Frage eignet sich besonders für Kunden aus den Bereichen Finanzdienstleistungen, Healthcare, Energieversorgung. Stichwort: Seriös aber sympathisch soll es sein.

Und hier zwei Beispiele aus der Praxis, die beweisen: Ja, es funktioniert.

Targo Bank: Gute Frage – einfache Antwort

Eon: Hallo Herr Beck, ja die (Antwort) haben wir

Ich wünsche viel Erfolg beim Adaptieren.

Die Dachschadenkampagne von Warsteiner

Ich ahnte Schlimmes als in den Werbegazetten die neue Dachmarkenkampagne des Bierbrauers wie folgt angekündigt wurde:

„In der von Amsterdam Worldwide konzipierten Kampagne sind authentische Charaktere zu sehen, die im Leben einen individuellen Weg gehen und jeden Moment auskosten. Der Claim „Mach das einzig Wahre“ unterstreicht diese Positionierung.“

Amsterdam? Holland? Heineken? Bierexpertise? Spätestens da ist der Humpen doch schon halbleer!

Weiter geht’s.

Der Marketingleiter will verstärkt „bei einem jüngeren, vielschichtigeren Publikum Begehrlichkeit für die Marke schaffen“, jedoch „gleichzeitig wollen wir unsere treuen Kunden halten und ihre emotionale Bindung stärken. Insgesamt geht es darum, eine souveräne Markenpersönlichkeit zu entwickeln, die progressiv ist, ohne auszuschließen, die Menschen inspiriert und ihnen auf Augenhöhe begegnet.“

Alles klar? Scheinbar weder mir, noch der Agentur noch sonst wem. Denn herauskam folgender Spot in dem u.a. auftreten:  Lebenskünstler (?????) Jon Rush, Streetartist Andreas von Chrzanowski alias Case, Fallschirmspringer Rob Heron oder der Bürostuhl-Racer (??????) Rene Karg.

 

Als passionierter Biertrinker brauche ich nach sowas einen Schnaps 😀

Das Ganze ist ein konfuses Sammelsurium pseudo-hipper Sequenzen. Die Bilder erzählen keine Geschichte, deshalb wird der ganze Spot mit einem kontinuierlichen Voice Over zugetextet: „Wenn du etwas findest, woran du wirklich glaubst, dann mach es, halt es fest, lauf los, sei echt, probier’s, sei stolz, träume es, jage es, fang es, liebe es“. Wenn man nichts zu sagen hat, einfach mal die Klappe halten.

Ich glaube der grundsätzliche Fehler liegt in einer fehlenden bzw. schwammigen Strategie und einem völligen Unverständnis für den Biertrinker an sich. Bier schmeckt. Bier erfrischt. Passt gehört zum Fußball (gucken). Ermöglicht unterhaltsame Abende. Beim Bier trifft und findet man Freunde. Einmal im Plateau in Sachsehausen an einem Samstag Eintracht schauen wäre der beste Resarch gewesen…

Wie es anders geht zeigt diese Kampagne für Dos Equis. Schön ironisch überzeichnet und in der Headline steckt mehr Gehirnschmalz als in dem Gesumse von Warsteiner.

Dos Equis beer: Most interesting man in the world (Happy hour), Dos Equis Beer, Euro Rscg Worldwide-new York, Dos Equis, Print, Outdoor, Ads

Einer geht noch:

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So, und bei dem ganzen Geschribbsel über Bier bin ich jetzt natürlich richtig durstig geworden und verabschiede mich mit einem

CHEERS!

Update: Verkrampft und austauschbar ist die Kampagne im Marken-Check. Da lag ich ja nicht so falsch.

A love story in milk

Storytelling ist in Werbung und Marketing ganz groß in Mode. Fast schon ein neues Buzz Word. Wobei eine genaue Definition schwierig ist.

Entweder versteht man darunter weit gefasst die „Kunst aus medienübergreifend vernetzten Geschichten eine Welt zu schaffen und erlebbar zu machen.“ Das ist dann Transmedia Storytelling.

Oder man macht es sich einfacher und sagt: Ich muss eine gute Geschichte finden oder erfinden, die meine Message transportiert ohne zu langweilen oder zu nerven (wie 99% aller TV Spots).

Dafür habe ich ein gutes Beispiel gefunden. Aber bitte Taschentücher bereit halten!